Datashock: Pyramiden von Gießen

Es bedarf keiner halluzinogenen Mittelchen beziehungsweise keiner chemisch oder biologisch herbeigeführten Bewusstseinserweiterung, um sich mit “Pyramiden von Gießen”, dem neusten Werk des saarländischen Kollektivs Datashock, einzulassen. Es bedarf lediglich einer gewissen Aufgeschlossenheit. Schließlich behaupten diese jungen selbsternannten Punks, einen auf alte Hippies zu machen. Und so unverfroren sie sein mögen, ihre Musik ist ein Erlebnis. Man darf sich nicht von albernen Songtiteln wie “Schlupp vom grünen Stern” oder “Lasagne Phalanx” abschrecken lassen. In musikalischer Hinsicht sind Datashock, die einst im selbstverwalteten Jugendzentrum in Saarlouis zusammengefunden haben, ernst zu nehmen.

Entgegen den Titeln sind die Songs völlig frei von Ironie und Jux, dafür vollgestopft mit psychedelischen Spielereien, sphärischen Klangteppichen und Krautrock, der zu einer Zeit seine Hochphase hatte, als die Mitglieder von Datashock noch nicht geboren waren. Was nicht heißt, dass sie nicht eben diese Musik leben, spüren und absolut authentisch ins Hier und Jetzt übersetzen können. Auf “Pyramiden von Gießen” wabert, blubbert, fiept, zischt, klöppelt, rauscht und hallt es an und aus allen Ecken.

Kai Florian Becker (Mai 2011)