Rock-A-Field 2010

Knapp 20.000 Besucher lockte die 5. Auflage des Rock-Festivals “Rock-A-Field” auf ein Feld in der Nähe der idyllischen luxemburgischen Ortschaft Roeser. Dort feierten sie unter anderem die Auftritte von Kasabian, Jan Delay, 30 Seconds To Mars und The Prodigy.

Alle guten Dinge sind fünf, sollte es von jetzt an heißen. Zumindest wenn es nach Michel Welter geht, einem der Verantwortlichen für das Programm von “Rock-A-Field”. Am späten Nachmittag schlenderte er mit entspanntem Gesichtsausdruck über das Festivalgelände und erklärte: “Unschlagbar: Wir sind sehr, sehr zufrieden. Wir haben im Vergleich zum Vorjahr (17.000 Besucher) aufgestockt, das Gelände vergrößert und mehr Bands engagiert. Anfangs waren wir nicht sicher, ob unser Plan aufgehen würde. Aber es gefällt den Leuten, und bis jetzt läuft alles reibungslos.”

Zu diesem Zeitpunkt standen Kasabian auf der Hauptbühne. Die Band aus dem britischen Leicester hatte wie andere zuvor etwas Überzeugungsarbeit beim Publikum leisten müssen. Die Hitze machte den Besuchern doch schwer zu schaffen und hinderte sie daran, bei jeder Band von Beginn an mitzugehen. Bei Kasabian kam noch hinzu, dass ihr vom Manchester-Sound geprägter psychedelischer Rock sehr speziell war. Auf der Insel sind sie längst eine feste Größe, in unserer Region aber weitestgehend unbekannt. Was sich vielleicht bald ändern könnte, denn am Ende wurden sie mit viel Beifall verabschiedet.

Jan Delay hatte es Stunden zuvor einfacher. Da war das Publikum noch nicht dermaßen von der sengenden Hitze ausgelaugt. Der deutsche Vorzeige-Entertainer, der die Bühne in Feinripp-Unterhemd, türkisener Anzughose und mit weißem Hut betrat, schmiss sich gleich an die Zuschauer heran. Er weiß, wie man sie bezirzt: zum einen mit Fürsorge (“Seid ihr alle eingecremt?”), Späßen und tollen Liedern wie “Oh Jonny” und “Large”, die er mit seiner Big Band Disko No. 1 vortrug.

Am Abend waren es 30 Seconds To Mars und The Prodigy, die die Akzente setzten. Bei der erstgenannten Band singt bekanntlich Hollywood-Schauspieler Jared Leto (“Fight Club”). Allerdings bewies der Frauenschwarm Mut zur Entstellung und präsentierte sich mit blond gefärbter Irokesenfrisur. Der kommerzielle Alternative Rock seiner Band kam überraschend gut an – vor allem der aktuelle Hit “Kings And Queens”, zu dem Leto zahlreiche weibliche Fans auf die Bühne bat, um mit ihm zu singen. The Prodigy waren der würdige “Rock-A-Field”-Headliner. Sie rockten im wahrsten Sinne des Wortes das Feld und bliesen mit Songs wie Songs “Smack My Bitch Up”, “Poison” und “Firestarter” zum Angriff auf die Gehörgänge. Woher das Publikum plötzlich wieder die Energie hatte, mitzugehen, blieb unbeantwortet.

Kai Florian Becker (Juni 2010)