Eagles Of Death Metal: Echter, handgemachter Rock’n’Roll

Jesse Hughes ist das, was man einen von Natur aus coolen Rockstar nennt. Er ist Sänger und Gitarrist der famosen, nicht ganz ironiefreien Rock-Band Eagles Of Death Metal, die bis dato drei allesamt hervorragende Alben veröffentlicht hat. Hughes trägt sein Haupthaar lang, unzählige Tattoos, am liebsten Sonnenbrille und Stiefel und wahlweise die Spitznamen “The Devil” und “Boots Electric”. Man sollte annehmen, er hätte schon so einiges erlebt, und er würde nichts mehr an sich ranlassen. Da hatte man allerdings die Rechnung ohne das Publikum im Atelier gemacht.

Das Gastspiel am Sonntag war für Hughes und seine Mannen durchaus etwas Besonderes. Das Atelier mag in seinen Augen vielleicht ein verhältnismäßig kleiner Club gewesen sein. Jedoch war er voll gepackt mit begeisterten Eagles Of Death Metal-Fans, die dermaßen euphorisch, gar elektrisiert waren, dass Hughes bereits nach dem zweiten Song, “Secret Plans”, hibbelig und aufgewühlt auf der Bühne hin und her lief und sein Glück kaum zu fassen schien. “It’s like a fucking party in here”, brach es aus ihm heraus. Nicht nur weil zwei Büstenhalter auf die Bühne flogen, wollte sich seine Aufregung gar nicht mehr legen. Später sollte er noch sagen: “This is a room filled with rock’n’roll to the brim.” Was gleichermaßen für das Publikum und die Musik galt.

Eagles Of Death Metal, 1998 von Hughes zusammen mit seinem Freund Josh Homme, früher Kyuss, jetzt Queens Of The Stone Age, im kalifornischen Palm Desert gegründet, stehen für echten, handgemachten Rock’n’Roll. Der mag teils simpel erscheinen, ist allerdings stets eingängig und mitreißend. Hughes’ Partner Homme war erwartungsgemäß nicht mit auf die aktuelle Europatournee gekommen. Da Homme sich momentan mit seinem brandneuen All Star-Projekt Them Crooked Vultures (mit Foo Fighter Dave Grohl und John Paul Jones von Led Zeppelin) vergnügt, griff Hughes einmal mehr auf seine angestammte Liveband zurück. Zu der zählt neben dem bulligen Queens Of The Stone Age-Schlagzeuger Joey Castillo der erfahrene Gitarrist Dave Catching und Brian O’Connor, ein Hüne, der seinen Bass am liebsten knapp über dem Boden spielt. Dass dies kein normales Konzert für die Vier war, konnte man sehr genau an O’Connors Mimik ausmachen. Er verzieht für gewöhnlich auf der Bühne keine Miene, blickt nur finster drein und zupft mit stoischer Ruhe die Saiten seines Basses. Nun lief er am Sonntag nicht wie Hughes von der Tarantel gestochen über die Bühne. Aber hie und da war bei ihm ein Grinsen auszumachen. Fast schon eine Sensation.

Die Fans grinsten sowieso fortwährend ob der vielen Rock’n’Roll-Hits. Mit zu den besten zählten “I Want You So Hard (Boy’s Bad News)” und “Don’t Speak (I Came To Make A Bang!)”. Für einen der letzten Songs des Abends, “Speaking In Tongues”, kam Troy Van Leeuwen auf die Bühne. Der Queens Of The Stone Age-Gitarrist hatte mit seinem Rock-Projekt Sweethead das Vorprogramm bestritten. Obwohl Sängerin Serrina Sims in ihrem hautengen Lederminikleid vollen Körpereinsatz zeigte, mit Hughes & Co. konnten sie keineswegs mithalten. Es heißt nicht von ungefähr: Aller guten Dinge sind drei. Das dritte Gastspiel der Eagles Of Death Metal in Luxemburg – bereits im Juni 2005 standen sie als Vorgruppe der Queens auf der Bühne des Atelier und in diesem Jahr auf der des Rock-A-Field-Festivals – war weit mehr als gut. Es war denkwürdig: für die Band und für deren Fans.

Kai Florian Becker (Oktober 2009)