Max Goldt: Ein Buch namens Zimbo

In den Achtzigern war Max Goldt Musiker in der avantgardistischen Pop-Band Foyer Des Arts. Heutzutage ist er Schriftsteller und dürfte nicht nur Lesern des Satiremagazins “Titanic”, für das er seit 20 Jahren Kolumnen verfasst, ein Begriff sein. Schließlich haben seine humorvollen, augenzwinkernden, teils auch ermahnenden Texte schon knapp zwei Dutzend Bücher gefüllt. Im November 2008 wurde er obendrein auf “Empfehlung (oder auf Geheiß?)” (so Goldt) von Schriftsteller Daniel Kehlmann mit dem renommierten Kleist-Preis ausgezeichnet.

Seine amüsante Dankesrede schließt auch sein neues Werk, “Ein Buch namens Zimbo: Sie werden kaum ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird” (Rowohlt), ab. Es versammelt Texte aus den Jahren 2006 bis 2009, in denen ein ums andere Mal Goldts Stärken erkennbar werden. Zum einen nennt er eine humorvolle, auf eine schöne Art altmodische Sprache sein Eigen, in der solch wohlklingende, viel zu selten benutzte Wörter wie “dringlich”, “gesundheitsabträglich” oder “immerfort” überleben dürfen. Zum anderen ist er ein Meister darin, vom Thema abzuschweifen, um nach zig thematischen Haken doch wieder am Ausgangspunkt an zu gelangen. In “22 Tasten”, einer Geschichte, die den ebenso vielen ungenutzten Tasten seiner Computertastatur gewidmet ist, beschwert er sich ganz nebenbei darüber, dass man in Restaurants neuerdings “nur noch verrosmarintes Zeug vorgesetzt bekommt”. Der keineswegs überzeugte Raucher mimt auch den Lebensratgeber. Denn “wer in seinem Leben nicht wenigstens zwei- oder dreimal Haschisch oder LSD probiert hat, ist eigentlich ein armer Wicht” (aus “Staat, misch dich ein! Es wird auch dir nützen”). Eine provokante These, die er aber durchaus ernst zu meinen scheint.

Kai Florian Becker (September 2009)