Katie White, Sängerin, Gitarristin und Bassistin in Personalunion, hat in ihrer noch jungen Karriere schon viel erlebt. Erst mit ihrer dritten Band The Ting Tings konnte sie ein Album veröffentlichen. Das heißt „We Started Nothing“ und ist seit fast einem Jahr auf dem Markt. Doch erst neuerdings nimmt man in den USA und hierzulande vom Indiepop/Dancepunk-Mix des britischen Duos Notiz. Darüber sprach Kai Florian Becker mit der 26-jährigen White.
Sie haben dieser Tage in den USA auf dem renommierten Festival Coachella gespielt. Was unterscheidet ein Clubkonzert von einem Festivalauftritt?
White: „Erst einmal machen uns Festivals großen Spaß, zumal wir seit letztem Sommer auf keinem mehr waren. Natürlich fehlt einem die Intimität einer Clubshow, aber so kriegst du gleichzeitig von 20.000 Leuten eine Rückmeldung. Da wird man auf der Bühne ganz euphorisch.“
The Ting Tings sind Sie und Jules de Martino. Ist der Druck, live zu zweit für alles verantwortlich zu sein, nicht immens groß?
White: „Klar, gerade das gefällt uns. Das spornt unsere Kreativität an, 20.000 Leute bei Laune zu halten. Es funktioniert ja meistens. Zum anderen sieht es cool aus, wenn mitten auf einer riesigen Bühne lediglich zwei Musiker stehen.“
Weder mit Ihrer ersten Band TKO noch mit der zweiten, Dear Eskimo, konnten Sie trotz Plattenvertrag ein Album veröffentlichen. Erst mit The Ting Tings gelang ihnen dies. Sie waren sehr versessen darauf, es irgendwann zu packen.
White: „Dabei hatte ich es sogar mit The Ting Tings fast schon aufgegeben. Ich war zwischenzeitlich wie am Boden zerstört. Anscheinend kommt der Erfolg gerade dann, wenn man ihn nicht mehr mit allen Mitteln erreichen will. Verrückt.“
Ihr Album stand in Großbritannien auf Platz eins der Charts. Der Erfolg ist längst eingetreten. Hatten Sie sich ihn als Kind so vorgestellt?
White: „Überhaupt nicht. Es ist erstaunlich, mit was ich mich tagtäglich auseinandersetzen muss. Und am nächsten Tag spielst du in einem kleinen Loch in den USA, um dort deine Band bekannt zu machen. Du fühlst dich aber krank, hattest fünf Tage nicht geduscht und dennoch macht es tierischen Spaß.“
Ist es nicht seltsam, dass es ein Jahr gedauert hat, bis ihr Album außerhalb Großbritanniens zur Kenntnis genommen wurde?
White: „Es ist ein komisches Gefühl. Wir arbeiten seit eineinhalb Jahren sehr hart an unserer Karriere. Freunde oder Familie habe ich seitdem kaum gesehen. Wir müssen in jedem neuem Land von vorne anfangen und uns beweisen, was uns am Boden hält. Wenigstens kommen wir voran.“
Kai Florian Becker (April 2009)