Yungblud: Idols

Erstaunlich, wie wandlungsfähig sich Yungblud auf seinem Album „Idols“ präsentiert. Dabei gibt er zu keinem Zeitpunkt seine eigene Identität auf und mutiert nicht zum einfallslosen Kopisten. Der 27-jährigen Engländer, der bürgerlich auf den Namen Dominic Richard Harrison hört, hat die Songs über einen Zeitraum von vier Jahren in Leeds entwickelt. Die Stadt liegt eine Stunde Autofahrt von seinem Geburtstort Doncaster entfernt. Im Vorfeld erklärte er, das Album sei ein Projekt ohne Limitierungen. Und das hört man „Idols“ tatsächlich an.

Der Auftakt „Hello Heaven, Hello“ erinnert zu Beginn an den Bombast von Coldplay, ehe nach etwa drei Minuten der Rocker Yungblud seinen Auftritt hat und der Song von einer Sekunde auf die andere an Guns’n’Roses zu ihren besten „Use Your Illusion“-Zeiten erinnert. Noch wilderen Rock, diesmal aus den Siebzigern, serviert er später in „Ghosts“. Dann wiederum glaubt man, in „Idols Pt. I“ die vom Orchester begleiteten Iren U2 und in „Monday Murder“ die Waliser Manic Street Preachers herauszuhören. Das hymnische „Lovesick“ klingt nach Rave-Britrock wie man ihn von Primal Scream her kennt, und „Fire“ ist opulenter, verspielter Stadionrock. Balladen dürfen auch nicht fehlen: „Zombie“, das von seiner verstorbenen Großmutter handelt, und „Idols Pt. II“ beispielsweise.

Ohne Durchhänger kommt dieses Album nicht ganz aus (siehe etwa „War“). Aber das stört nicht weiter. Erneut hat er auf die Expertise des israelisch-britischen Produzenten Matt Schwartz gesetzt, der auch an mitkompinierte. Eine gute Wahl, denn „Idols“ klingt trotz seines stilistischen Zickzacks wie aus einem Guss.