Turnstile: Never Enough

Es hat den Anschein, als turne derzeit keine coolere und sympathischere Band über die Konzert- und Festivalbühnen als Turnstile. Wo oft mehr Schein als Sein herrscht, bei dieser Band werden die Erwartungen mehr als erfüllt und ist der Hype kein künstlich erzeugter Marketingcoup. Turnstile waren schon lange cool und sind es trotz geschäftlicher Beziehungen zu dem Branchenriesen Warner Music immer noch. So gaben sie im Vorfeld der Veröffentlichung ihres Albums „Never Enough“ in ihrer Heimatstadt Baltimore ein kostenloses Konzert, bei dem sie Geld für die Krankenversorgung von Obdachlosen sammelten. Anfang Juni traten sie unter einer Brücke in Brooklyn auf. Wo andere Bodenständigkeit und Fan-Nähe vorgaukeln, bei Turnstile wird beides gelebt.

Obendrein schreiben sie fantastische Songs, die dem lange stiefmütterlich behandelten und von zutätowierten Testosteron-Brüllaffen dominierten Genre Hardcore neues Leben einhauchen. „Never Enough“ wurde in Los Angeles und Baltimore aufgenommen und von Frontmann Brendan Yates produziert. Darauf zelebriert die Band, die seit diesem Jahr aufgrund des Einstiegs von Gitarristin Meg Mills offiziell zum Quintett angewachsen ist, einen erfrischenden Hardcore-Sound, der immens viel Spaß macht und immer wieder über den Tellerrand linst: siehe den sphärisch-treibenden Electro-Part in der zweiten Hälfte von „Look Out For Me“ oder das funkige „Seein‘ Stars“. Es ist Musik, die motiviert, die mitreißt. Ein Beispiel ist „Look Out For Me“, dessen Refrain aus dem ersten Teil lauthals mitgeschrien werden muss. Was für viele ihrer Lieder gilt. Die Energie von und die Rhythmen in „Sole“ zeigen ebenfalls sofort Wirkung.

Mit dem Album ist übrigens auch der Film „Turnstile: Never Enough“ erschienen. Regie führten Yates und Gitarrist Pat McCrory, zu sehen ist er bisher allerdings nur in den US-Kinos. Ein klitzekleiner Wermutstropfen.