Eigentlich heißt sie Camille Berthomier und schauspielert auch. Das weiß nur nicht jeder. Denn bevor sie als Jehnny Beth Musik machte und mit der viel zu früh zu Grabe getragenen Londoner Postpunk-Band Savages die Alben „Silence Yourself“ (2013) und „Adore Life“ (2016) veröffentlichte, stand sie vor der Kamera. Mit der Schauspielerei hörte sie aber nie auf. Im Jahr 2023 war die Französin in dem mit einer Goldenen Palme gewürdigten Justine Triet-Film „Anatomie Eines Falls“ zu bewundern.
Aktuell steht bei ihr wieder die Musik im Vordergrund. Nach ihrem Solodebüt „To Love Is To Live“ (2020) und „Utopia Ashes“ (2021), ihrem gemeinsamen Album mit Bobby Gillespie (Primal Scream), und einer Tour mit Depeche Mode (2023) präsentiert Beth ihr zweites Soloalbum „You Heartbreaker, You“. Das entstand mit ihrem Lebensgefährten Johnny Hostile. Der Tenor des Albums fiel Beth in den Schoß: „Wir leben in einer dunklen Zeit, voller Drama und barbarischer Tragödien. Mir wurde klar, dass man in solchen Zeiten entweder lernt, sehr laut zu schreien, oder völlig still zu bleiben.“ Sie entschied sich für Ersteres. Der krachende Auftakt „Broken Rib“ erinnert an Savages, mit „No Good For People“ und „Obsession“ verneigt sie sich vor ihren Idolen Nine Inch Nails, die sie zuletzt in Paris live gesehen hat.
Beth hat es sich auf „You Heartbreaker, You“ zwischen Postpunk und Industrial bequem gemacht und ein energiegeladenes Album mit teils unbequemen Texten aufgenommen. Sie kehrt ihr Innerstes nach außen: „I’m no good for people / I am too critical / You haven’t found a way to kill me yet“ (aus „No Good For People“). An anderer Stelle heißt es: „Anyone who does anything with their heart knows one day they’ll have it broken“ („Reality“). Und trotz der dunklen Zeiten hat sie die Hoffnung nicht verloren: „Someday we’ll bring them to believe in you and I together / Until then I will still believe in you and I forever“, schreit sie in „I Still Believe“ ins Mikrofon.