William Fitzsimmons: Das Vertrauen in Klänge

William Fitzsimmons trägt gerne Bart. Was er mit einigen Musikern seiner Zunft gemein hat. Denn Fitzsimmons zählt zur Singer-Songwriter-Gilde. Doch im Gegensatz zu anderen spielt er nicht nur Gitarre und singt. Obendrein würzt er seine Songs mit Beats und Samples aus der Tonkonserve.

Sie wuchsen als Kind blinder Eltern auf. Inwiefern hat diese Tatsache Ihr Leben geprägt?
Fitzsimmons: “In vielerlei Hinsicht hat das meine Kindheit gar nicht beeinträchtigt. Sie unterstützten mich und meine Geschwister darin, hart an uns zu arbeiten, unabhängig und einsichtig zu sein. Was wohl alle guten Eltern vermitteln würden. Andererseits wurde ich in einem unglaublich schwierigen Umfeld groß. Es existierten keine visuellen Reize. Selbst kurze Reisen waren unmöglich und das Vertrauen in Klänge war das A und O. Wir wurden erzogen, unsere Ohren zu benutzen und nicht unsere Augen, um zu verstehen und mit der Welt zu kommunizieren. Der wichtigste Teil der Erziehung war, zu lernen, mit Musik zu sprechen.”

Ihr Vater soll trotz seiner Behinderung vor Jahren eine Orgel gebaut haben?
Fitzsimmons: “Er hat sehr effizient seine Ohren, Hände und seinen Verstand eingesetzt, um Dinge zu machen, die Du und ich dank unserer Augen im Nu erledigen könnten. Er kannte sich schon als Kind mit Elektrizität aus, werkelte mit den ersten Computern herum und ist wohl der brillanteste Mensch, den ich je getroffen habe. Er war ein Fan von Orgeln und deren Musik. Es dauerte, bis er seine Orgel fertig hatte. Da war ich etwa zehn Jahre alt. Unser Wohnzimmer war zum einen mit Möbeln zugestellt, zum anderen mit der Orgel. Sie klang wahnsinnig gut. Es war aufregend, einen solchen Klang aus der Nähe erleben zu können. Leider mussten meine Eltern nach ihrer Scheidung das Haus und damit die Orgel verkaufen.”

Sie spielten nie in einer Band, schrieben Ihre Songs stets alleine. Warum?
Fitzsimmons: “Diesbezüglich bin ich ein Einzelgänger. Ich hatte es mit befreundeten Musikern versucht, doch letztlich habe ich lieber keine Menschen um mich herum, wenn ich komponiere. Das mache ich am liebsten in aller Stille und Abgeschiedenheit. Im Studio und auf Tour habe ich allerdings meine Band dabei. Introvertierte Menschen brauchen andere Menschen, extrovertierte sind manchmal lieber allein. Am besten man hat, wie ich, die Wahl zwischen beidem.”

Kai Florian Becker (Juni 2010)