Bat For Lashes: Gretel-Kleidchen

Goldene Ballett-Schlüpper, schwarze Glitzer-Leggings, darüber ein rot-weißes Gretel-Kleidchen und ein schwarzes Etwas in ihren gleichfarbigen Haaren – so betrat die schüchtern dreinschauende Natasha Kahn die Bühne des Atelier in Luxemburg.

Begleitet wurde sie von ihrer aktuellen Band, der neben der ehemaligen Ash-Musikerin Charlotte Hatherley (u.a. Gitarre, Bass, Glockenkette) zudem Singer-Songwriter Ben Christophers (Keyboard, Samples) und New Young Pony Club-Schlagzeugerin Sarah Jones angehören. Ein jeder exzellent in dem, was er tat: Jones schlug druckvoll oder ganz sanft auf die Felle ein. Hatherley spielte all die vielen Instrumente, die für sie bestimmt waren, mit viel Hingabe und Sex-Appeal. Christophers lieferte abgesehen von den E-Beats, die Jones hinter ihrem Schlagzeug produzierte, das elektronische Grundgerüst für Kahns Musik. Die wiederum sang ohne jeden Makel – fast als wäre die Stimme von CD gekommen. Kam sie allerdings nicht.

Es war erstaunlich, wie brillant Bat For Lashes die Songs der beiden Alben “Fur And Gold” (2006) und “Two Suns” (2009) darboten. Erstaunlich war zudem, mit wie viel Druck manch ein Song aus den Lautsprechern hämmerte. In den ersten Reihen musste man ob des tiefen Bass-Tons aufpassen, dass einem durch die Körpervibrationen nicht die Plomben aus den Zähnen rutschten.

Auf der anderen Seite gab es zutiefst andächtige Momente – dank eines sehr disziplinierten Publikums, das während der Songs mucksmäuschenstill war, dafür dazwischen umso lauter jubelte. Etwa als ein Fernsehgerät auf die Bühne gerollt wurde und per Knopfdruck eine Kahn mit blonder Perücke auf dem Bildschirm auftauchte. Es folgte ihr Duett mit Scott Walker: “The Big Sleep”. Kahn sang ihren Part per Video, und Walkers Part übernahm sie live. Grandios.

Kurz darauf war dann Schluss. Einige Zuschauer waren enttäuscht, dass es nur drei Zugaben gab. Ihnen erschien der Abend, in dessen Verlauf auch die wunderschönen, düsteren Lieder “Daniel”, What’s A Girl To Do”, “Precilla” und “Siren Song” gespielt wurden, wohl zu kurzweilig. Dabei war das genau die richtige Dosis an esoterisch angehauchtem Indiepop. Tatsächlich war es ein erinnerungswürdiges Konzert – im rein positiven Sinne versteht sich.

Kai Florian Becker (November 2009)