Im Dezember 2013 wurde Conor Oberst, dem Frontmann der Bright Eyes, ein sexueller Übergriff vorgeworfen. Wer die Sache nicht weiterverfolgt hat, wird vielleicht nicht wissen, dass im Juli 2014 herauskam, dass der Vorfall frei erfunden war. Das gab die Beschuldigende Monate später zu. Zumindest im Falle der Bright Eyes muss man sich nicht die Frage stellen, ob man zwischen Werk und Künstler trennen sollte oder kann. Die Musik kann weiter ohne Gewissenbisse goutiert werden.
Gerade haben sich Bright Eyes, neben Oberst sind das Mike Mogis und Nate Walcott, mit ihrem elften Album „Five Dice, All Threes“ zurückgemeldet, vier Jahre nach „Down In The Weeds, Where The World Once Was“. Wer die Band seit Ende der Neunziger (immer noch) verfolgt, wird von den neuen Songs keineswegs enttäuscht. Sie sind wunderschön und detailreich instrumentiert. „Tiny Suicides“ wurde beispielsweise mit Westerngitarre und Samples umgesetzt und „Tin Soldier Boy“ mit Bläsern und Chor.
Obersts Stimme hat nach wie vor diese magische Zerbrechlichkeit. Wenn er wie in der Piano-Jazz-Ballade „All Threes“ Chan Marshall alias Cat Power zum Duett bittet, kann man nur vor Dankbarkeit nur auf die Knie fallen. Die Textzeilen „You were beautiful before / God, you were beautiful before“ bleiben lange hängen.
Weitere Gäste sind Matt Berninger von The National, der in dem andächtigen „The Time I Have Left“ seine Stimme erhebt, und Alex Orange Drink von der New Yorker Punk-Band The So So Glos. Er schrieb an einigen Songs mit und singt zudem im rockig-wilden „Rainbow Overpass“ mit.