Einen Tag vor der Veröffentlichung des neuen Nick Cave & The Bad Seeds-Albums strahlte der Radiosender BBC6 Music ein Interview von Mary Anne Hobbs mit Cave aus. Darin erklärte dieser, dass er nach drei Alben, auf denen seine Band eigentlich kaum ins Songschreiben involviert war – „Skeleton Tree“ (2016) und „Ghosteen“ (2019) sowie „Carnage“ (2021), Caves gemeinsames Album mit Warren Ellis -, es an der Zeit war, die Band wieder mehr zu integrieren und sie von der Leine zu lassen. Nach sehr rohen und fragilen Alben sollte das neue Werk dekorativer werden. Nach dem Mastering hörte er sich ohne große Erwartungen das neue Werk an und hatte dann zu seiner Überraschung viel Freude, als er realisierte, wie viel Spaß seine Band beim Spielen hatte. Genau das zeichnet „Wild God“ aus.
„Push The Shy Away“ aus dem Jahr 2013 schien ein unerreichbares Meisterwerk zu sein – bis zu „Wild God“. Nick Cave & The Bad Seeds haben ihre Spielfreude wiederentdeckt. Ihre Songs stecken an und erwecken beim Hören die Lebensgeister. Die Musik ist erhaben, versprüht positive Energien und möchte einem sagen, dass es sich trotz all der Rückschläge lohnt, nicht aufzugeben. Genau dies steckt etwa in dem Text zu dem schwelgerischen, choralen Meisterwerk „Frogs“, in dem es heißt: „The children in the heavens / Jumping for joy / Jumping for love / And opening the sky above / So, take that gun out of your hand / Cause all will be well say the bells / It’s Sunday morning and I’m holding your hand“.
„Wild God“ bietet auch Platz für Experimente: Synthesizer-Sequenzen schwirren durch „Final Rescue Attempt“ und in „O Wow O Wow (How Wonderful She Is)“ kommt ganz dezent der Autotune-Effekt zum Einsatz. Und immer wieder erklingt auf dem Album ein Frauenchor – wie in dem überragenden „Conversion“. Einfach wundervoll.