Max Young: Allein ist der Max

Er hat kein Label, keinen Agenten und keinen Manager. Dafür hat Max Young den Mut und den Willen, als Singer-Songwriter seinen Weg allein zu gehen. Zehn Jahre lang war er Frontmann der saarländischen Punkrock-Band Small State. Nach einer fünfjährigen musikalischen Pause ist er jetzt solo zurück.

Was ist aus Small State geworden? Warum löste sich die Band auf?
Das letzte große Jahr war 2007 – da spielten wir auf dem Halberg Open Air. Danach kam es zum Aus. Wir hatten leider alle verstärkt Verpflichtungen mit Arbeit und Familie. Es fehlte verstärkt die Zeit für die Band. Das war ein schleichender Prozess, und irgendwann hatte niemand mehr Lust.

Danach pausierten Sie fünf Jahre. Warum?
Ich hatte keine Lust mehr auf Musik, weil das Ende der Band sehr frustrierend war. Zuvor hatte ich zehn Jahre Musik gemacht. Nun fand ich es sehr angenehm, nicht jeden zweiten Tag proben zu müssen. Oder für ein Konzert nach Hamburg zu tuckern. Da traf man sich nämlich um morgens um 6 Uhr am Proberaum, fuhr acht oder neun Stunden nach Hamburg, machte seinen Soundcheck, wartete bis zum Konzert, spielte eine Dreiviertelstunde und fuhr am Morgen wieder zurück. Ich fand es relaxt, erst einmal keine Konzerte spielen zu müssen und am Wochenende das machen zu können, worauf ich Lust habe. Außerdem wurde ich zu jener Zeit Vater und hatte eh weniger Zeit.
Nach fünf Jahren kribbelte es aber wieder. Erst wollte ich eine Band gründen. Aber da viele Musiker in meinem Alter dank Beruf und Familie eingespannt sind und nur unregelmäßig proben und auftreten können, entschied ich mich für das Soloprojekt Max Young.

Wie selbstbewusst muss man sein, wenn man nach der Banderfahrung nun alleine auf die Bühne geht?
Nach außen hin wahrscheinlich sehr selbstbewusst. Aber tatsächlich geht mir immer noch die Muffe, wenn ich auf die Bühne gehe. Früher hatte ich die Band um mich. Wir waren ein Team und eingespielt und wurden voneinander getragen. Jetzt ist das anders. Vor kurzem spielte ich in Hamburg. Den ganzen Tag war ich aufgeregt. Aber kaum fing ich zu spielen an, wich die Nervosität. Mittlerweile kann ich die Auftritte genießen. Ich weiß, um was es geht. Mit der Band wollten wir immer alles perfekt machen. Heute mache ich Pausen zwischen den Songs, kann reden und die Reihenfolge der Songs frei wählen. Ich bin freier, was mir ein gehöriges Maß an Angst nimmt.

Der Titel Ihres ersten Minialbums lautet „Straight From Failure“ – frei übersetzt: Direkt aus der Niederlage heraus. Was steckt dahinter?
Ich habe eine harte Zeit hinter mir, in der vieles nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt hatte. Zu der Zeit entstanden die meisten Songs. Daher sind die Texte sehr persönlich und tiefsinnig ausgefallen. Es geht um mich und nicht um politische oder gesellschaftliche Themen. Ich bin zwar ein politischer Mensch, habe mich aber nicht getraut, politische Themen aufzugreifen. Ich wüsste nicht, wie ich meine Meinung demokratisch offen und intelligent darlegen könnte, ohne jemandem auf den Schlips zu treten.

Ihre Songs erinnern an die von Hot Water Music-Frontmann Chuck Ragan und dem ehemaligen Punkrocker Frank Turner. Aufgrund deren Beliebtheit und Akzeptanz in der Szene ist die Messlatte für Sie sehr hoch. Wieso sind es ausgerechnet diese Vorbilder geworden? Und wie versuchen Sie, Ihre eigene Nische zu finden?
Das fing bei mir seinerzeit mit No Use For A Name an. Deren Frontmann Tony Sly veröffentlichte vor einigen Jahren Solo-Akustik-Versionen seiner Punkrock-Lieder. Das inspirierte mich. Was Ragan und Turner angeht, so sind beide meilenweit weg von mir. Die sind halt verdammt gut. Mit denen kann ich nicht mithalten. Meine Intention war eher, auf der Akustikgitarre Punkrock zu machen. Die Songs sind simpel gehalten und basieren auf Punkrock-Songstrukturen. Das was Ragan und Turner machen, würde ich mich nie trauen.

Vor welchem Künstler würden Sie gerne mal auftreten?
Oh, das ist eine schwierige Frage… Meine Lieblingsband ist Social Distortion. Wenn ich vor denen mal spielen könnte, wäre das der Wahnsinn. Rein kommerziell gesehen würde ich allerdings gerne das Vorprogramm auf der Reunion-Tour von Guns’n’Roses im Jahr 2016 übernehmen wollen. (lacht)

Kai Florian Becker (Dezember 2015)